Wenn das Umfeld krank macht

Wir alle bewegen uns in verschiedenen Umfeldern. Je nachdem wie vielfältig unsere Interessen sind, umso unterschiedlicher sind auch diese Kontaktpunkte. Sei es, die Arbeitsumgebung, das familiäre Umfeld, der Kollegenkreis oder die Vereinslandschaft, jedes dieser Netzwerke ist gefüllt mit Menschen und Begegnungen. Dabei erhalten wir in jeder dieser Welten neue Eindrücke, Anregungen und im besten Fall Bestätigung.

Das Umfeld macht das Leben bunt.

Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen unsere Umfelder um uns wohl zu fühlen. Je mehr wir von diesen unterschiedlichen Lebenswelten in unser Leben integrieren umso vielfältiger wird unser Alltag. Manche Menschen treffen wir ausschliesslich im Arbeitsumfeld, andere sind nur als Familie präsent aber alle tragen zu unserem Leben bei und bereichern es.

Wenn der Ausgleich fehlt, kippt das Gelichgewicht.

Was aber, wenn wir in einen Kreis geraten, der uns voll und ganz in Anspruch nimmt? Wir alle begeben uns immer wieder in Lebensphasen wo gewisse Menschen unsere Zeit mehr in Anspruch nehmen. Sei es, dass wir Eltern werden und so die Familie ins Zentrum gelangt, wir eine Ausbildung machen und unser Beruf uns mehr in Anspruch nimmt oder wir jemanden betreuen und so dieser Mensch in den Fokus rückt.

Eine gewisse Zeit mag diese Konzentration auf einen Lebensbereich funktionieren, besonders wenn wir uns darin wohl fühlen. Aber irgendwann werden wir feststellen, dass etwas fehlt. Im besten Fall können wir, dann in unsere anderen Lebensbereiche zurückkehren, im schlimmsten Fall lassen sie sich nicht kombinieren und gewisse Umfelder fallen so für immer weg.

Je weniger Flexibilität umso einengender wirkt das Umfeld.

Eine Klientin von mir beschrieb es so: «in meiner Ausbildung ist es ganz normal, dass wir 24/7 zur Verfügung stehen. Alle sind massiv engagiert und setzen die Arbeit ins Zentrum. Ich werde blöd angeschaut, wenn ich abends um 22 Uhr nicht erreichbar bin. Die Energie meiner Kollegin setzt mich so unter Druck, dass ich mich als Versager fühle. Es ist nur noch ein Jahr bis zum Abschluss aber ich bemerke, dass ich das nicht schaffe. Ich kann nicht mehr schlafen und der Druck steigt und steigt, manchmal bekomme ich keine Luft.»

Eine solche Konzentration auf einen einzigen Lebensbereich macht auf Dauer krank. Niemand hält es lange aus, nur auf ein Thema konzentriert zu sein. Wenn alles nur einem Bereich untergeordnet ist, keine Zeit für nichts bleibt, schlägt das unweigerlich auf die Gesundheit.

Aus dem Umfeld raus, geht nicht – da ist nichts anderes.

Der Klientin war sehr wohl bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten, ihre Gesundheit aufs Spiel setzt. Aber genauso schwer fiel es ihr, die Konzentration auf die Arbeit zurück zu fahren. «Es ist doch nur noch ein Jahr. Ich habe mein ganzes Leben darauf hingearbeitet.»

Dennoch wird es ihr nicht gelingen, in diesem Tempo weiter zu machen. Sie selber sagt, dass es sie immer mehr in ein Loch zieht, es sie energielos macht. Spätestens hier, zu diesem Zeitpunkt, ist ein Stopp notwendig.

Aber gerade, wenn wir lange auf einen Lebensbereich konzentriert waren, alles dem untergeordnet haben, bleibt da ausserhalb nicht viel, was Ausgleich schafft. Die neuen Umfelder müssen erst wieder entdeckt und geschaffen werden. Wir müssen aktiv aussteigen und uns für den Ausgleich entscheiden.

Wie gelingt die Diversifizierung?

Wenn wir erkennen, dass wir uns zu sehr von einem Umfeld einvernehmen lassen, müssen wir uns aktiv um die Abgrenzung kümmern. Schaffen Sie also als ersten Schritt kleine Auszeiten: Einen Nachmittag im Wald, eine Stunde für ein Buch oder acht Stunden für den Schlaf. All das sind kleine Schritte um sich überhaupt dazu zu bringen, neben der zentralen Lebenswelt neue Bereiche zu entdecken. Sobald Sie so etwas Abstand geschaffen haben, überdenken Sie wie es weitergehen soll. Um zum Beispiel zurück zu kommen, ist die Ausbildung noch richtig? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit in dieser Branche einen Ausgleich zum Job zu leben? Will ich mich so auf die Arbeit konzentrieren?

Solche Entscheidungen werden Sie nicht von einem Tag auf den anderen treffen. Eine solche Neuorientierung braucht Zeit und Absprache mit dem betroffenen Umfeld. Selbstverständlich gibt es Umfelder aus denen Sie nicht vollkommen aussteigen können, Sie werden sich z. B. von der Elternschaft nicht verabschieden können. Aber sie können für sich gesunde Ausgleiche schaffen und Hilfen in Anspruch nehmen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Ausgleich finden und sich möglichst viele  Umfelder schaffen, die Ihr Leben bereichern. Wenn Sie Hilfe brauchen um sich von Bereichen zu lösen oder neue Wege zu finden, vereinbaren Sie gerne eine Beratung.