Genug ist nicht genug!

Wann haben Sie das letzte Mal einfach nichts getan? Sind auf dem Sofa, im Garten oder im Bett gelegen und haben sich nicht darum gekümmert, was um Sie herum geschieht? Keine Beachtung der Zeit, keine Gedanken an anstehende Aufgaben – einfach nur sein.

Zeitverschwendung ist eine Definition.

Ganz viele Menschen kennen das Nichtstun nicht mehr. Sie rennen von Termin zu Termin, arbeiten Aufgaben ab und verfolgen irgendein Ziel, das nur in Ihren Augen reizvoll erscheint. Dabei vergessen sie vollständig das Leben selbst. Diese «Hustle Culture», also die Unterordnung des Lebens unter die monetären- und Karriereziele, treibt immer mehr Menschen in eine Ecke, aus der sie nur schwer wieder herausfinden. Im Bestreben das Beste aus dem Leben herauszuholen, wird alles was nicht direkt der Zielerfüllung dient, als Zeitverschwendung und unnütz abgetan.

Das Leben rennt und ich komme nicht mit.

Ein Klient beschrieb sein Empfinden so: «Alles ist nur noch Arbeit. Es gibt nichts anderes mehr. Ich bin soweit, dass selbst Schlafen und Freunde treffen Arbeit geworden ist. Ich habe das Gefühl, dass ich meinem Leben völlig ausgeliefert bin. Immer im Bestreben ja nicht den Job zu verlieren und zurück zu den Eltern ziehen zu müssen, stelle ich alles hinten an und habe mich selber verloren.»

Angst zu versagen, treibt in die Überforderung.

Die Angst vor dem Versagen, dem Gesichtsverlust, treibt Menschen dazu, die Relationen völlig zu verkennen. Es sind häufig nicht die Menschen am Existenzminimum die diesem Stress verfallen. Sondern Menschen die stabil im Job stehen und einen guten Lohn haben. Die Angst aber, dieses Erreichte zu verlieren, treibt sie dazu, Leistungen von sich selbst zu fordern, die auf Kosten ihrer Gesundheit und Lebensfreude gehen.

Genug_LebenstempoTempo reduzieren, Tempo anpassen.

Menschen die das Gefühl haben mit 300 Sachen durch ihr Leben zu rasen, verlieren die Möglichkeit aufzutanken. Sie sind so damit beschäftigt ihr Tempo zu halten, dass sie alle Energie in dieses Tempo investieren. Ein solches Tempo lässt sich aber nicht konstant über Monate oder gar Jahre halten. Wir brauchen die Energietankstellen, Ruhe und die Zeit für uns selbst.

Pausen sind Lebensnotwendig.

Es gibt eine Zeit für Tempo 300 aber es gibt auch eine Zeit für Tempo 30. Wir müssen lernen eine Balance im Leben herzustellen, zwischen Leistung und Ruhepause. Zeitverschwendung ist wichtig, sie ermöglicht uns Energie zu tanken für neue Aufgaben und Herausforderungen. Wenn wir immer nur einem gesetzten Ziel hinterherrennen, verlieren wir das Leben um uns herum völlig aus dem Blickfeld.

Menschen gehen verloren.

Stellen Sie sich Ihr Leben als einen Zug vor, der mit 300 Sachen durch die Landschaft fährt. Wie wollen Sie bei diesem Tempo sehen, was Ihr Kind im Moment beschäftigt, wie erkennen, was Ihr Partner braucht und wie fühlen, was für Sie selbst im Moment wichtig ist? All diese Menschen um Sie herum fallen hinter Ihrem Ziel zurück und ordnen sich entweder Ihrem Lebensstiel unter oder brechen aus der Beziehung mit Ihnen aus.

Superman ist eine Fiktion.

Viele Menschen mit Mehrfachbelastung, Familie, Beruf, Hobby usw. haben den Drang auf allen Ebenen Super zu sein. Es geht nicht um das Geniessen der Aufgaben, sondern nur darum das Bild gegen Aussen aufrecht zu erhalten. Oder Sie möchten einfach Ihrem inneren Bild von der perfekten Welt entsprechen. Aber kein Mensch kann allen Herausforderungen zu 100% entsprechen. Manchmal ist genug einfach genug – und völlig in Ordnung! Es ist in Ordnung eine Serie im TV zu schauen und nichts daneben zu arbeiten. Sie dürfen ohne schlechtes Gewissen einen Roman lesen und das Fachbuch zur Seite legen. Es ist wichtig, mit dem Kind zu spielen und den Haushalt mal zu vergessen. Der Drang perfekt zu sein, sein Leben nicht zu verschwenden, macht auf lange Sicht aggressiv, traurig und unglücklich.

 

Kleine Schritte zurück ins Leben.

Der liebenswerte innere Schweinehund
Der liebenswerte innere Schweinehund

Ganz wichtig um auf dieser Rennstrecke umzukehren ist es, das schlechte Gewissen zu überwinden. Menschen in diesem Tempowahn, haben für sich selbst definiert, dass Sie Zeit sinnvoll verwenden müssen. Alles was nicht unmittelbar zielführend ist, bereitet ein schlechtes Gewissen. Jede Pause wird mit einem schlechten Gefühl begleitet und oft mit einer Temposteigerung kompensiert. Dieses schlechte Gewissen gilt es zu überwinden. Das gelingt am einfachsten Schrittweise. Vereinbaren Sie Termine für Zeitverschwendung. Kleine Pausen jeden Tag. Schritt für Schritt können Sie so Lebensqualität zurückgewinnen. Entdecken Sie den inneren Schweinehund und stärken Sie ihn, damit er Ihnen hilft, das Leben wieder in die Balance zu bringen.

Hobbies sind keine Freizeit.

Es könnte Ihnen nun einfallen, sich für diese kleinen Zeitverschwendungen ein Hobby zu suchen. Tun Sie es nicht. Hobbies neigen dazu, Arbeit zu werden. Gerade Menschen mit grossem Anspruch an sich selbst, können nicht im Team rennen ohne Schrittzähler. Sie schaffen es nicht, im Verein nur mitzumachen, sondern übernehmen Aufgaben und Messen sich mit andern. Sie spielen Instrumente nicht einfach so, sondern bereiten sich auf Konzerte vor und schaffen sich so kontinuierlich neue Arbeit. Freizeit ist erst dann, wenn keine Zeit mitläuft, wenn Leistung keine Rolle spielt und nur das sein wichtig ist. Es kann auch befriedigen, einfach die Wolken vorbeiziehen zu sehen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute mindestens eine Stunde Ihrer Zeit so richtig verschwenden. Kontaktieren Sie mich gerne, wenn Sie Ideen zur Zeitverschwendung brauchen oder Hilfe beim aufpäppeln Ihres inneren Schweinehundes benötigen.