«Mama, ich werde Osterhase!», die Hasenmama lachte liebevoll und strich ihrem Jungen über die zerzausten Haare. «Nein, Theo, wir sind Stallhasen und Stallhasen sind keine Osterhasen. Das übernehmen die Feldhasen, die sind frei und ungebunden und können so in alle Welt Ostern bringen.» Der kleine Hase verzog enttäuscht seinen Mund. «Ich möchte aber Osterhase sein. Und es ist ja nicht nur ein Stall in dem wir leben. Wir haben die grosse Wiese und den Platz unter dem alten Baum. Das ist eine halbe Welt!» «Ja, mein Junge, ich weiss» liebevoll strich sie ihrem Sohn über den Kopf «aber es ist nur eine kleine Welt und der Osterhase bereist die ganze Welt». Enttäuscht hoppelte Theo davon. Es konnte doch nicht sein, dass er kein Osterhase sein durfte.
Nur Mut!
Theo hoppelte zu seiner Schwester Feli, wenn jemand wusste, was er tun sollte, dann seine Schwester. Feli war ein süssen Hasenmädchen das nichts lieber tat, als im Garten bei den Blumen zu sitzen. Sie konnte stundenlang die Rosen und Tulpen anschauen und wurde nicht müde die Gräser und Kräuter zu bestaunen. Theo verstand zwar nicht ganz was genau daran so spannend sein sollte aber er mochte seine Schwester und sie verstand ihn immer. «Feli, Mama sagt, ich kann kein Osterhase sein», seufzte er. Feli riss sich von dem Anblick der ersten Blüten im Garten los und lächelte ihren Bruder an. «Du kannst alles sein, Theo», meinte sie. Theo fasst neuen Mut. «Weisst Du, ich möchte ein richtiges Osterfest. Wir hatten das noch nie und ich wünsche mir doch so, dass wir Ostern feiern». «Was heisst denn, Ostern feiern?» fragte Feli etwas ratlos. Theos Augen begannen zu leuchten «da gibt es bunte Eier und ein feines Essen und es ist alles geschmückt mit blühenden Zweigen. Alle kommen zusammen und essen gemeinsam, singen und tanzen. Es wird einfach herrlich». Schwärmte Theo. Feli war begeistert «weisst du, wenn du die Dinge besorgen kannst, dann helfe ich dir beim Schmücken. Ich bringe ein paar Blumen aus meinem Garten und wir dekorieren den Platz neben dem kleinen Baum dort.» Sie zeigte auf das kleine Rasenstück am Ende der Weide. «Wirklich Feli, das würdest du tun? Du würdest mir deine Blumen bringen?» «Ja, ich bin dabei.»
Fröhlich verzog sich Theo und rannte unverzüglich zu den Hühnern – schliesslich brauchte er Eier.
Frisch ans Werk!
Am Hühnerstall war am frühen Morgen viel los. Die Hühner hatten eben ihre Körner erhalten und pickten fröhlich im Hof. «Greta, Greta!» rief Theo bereits im Rennen. Er war ganz ausser Atem als er bei den Hühnern ankam. Greta, das angesprochene Huhn, hörte auf zu picken und wandte sich dem Schreihals zu. «Theo, was machst denn du schon so früh am Morgen hier?». Der kleine Hase hatte seine liebe Not rechtzeitig zu bremsen, so schnell war er den ganzen Weg gerannt. Schlitternd kam er vor dem braunen Huhn zu stehen. «Greta, wir feiern Ostern!» «Ostern? Was soll das sein?» «Das ist ein riesiges Fest mit bunten Eiern, gutem Essen, Tanz und Gesang. Meine Schwester bringt Blumen und hilft beim dekorieren», ganz aufgeregt und freudestrahlend erzählte Theo von Ostern.
Greta war erstaunt, dass sie noch nie von Ostern gehört hatte aber sie war ja auch kaum aus dem Stall gekommen. Sie freute sich auf etwas Abwechslung und konnte sich kaum etwas schöneres denken als ein grosses Fest. «Das tönt phantastisch! Wie kann ich helfen?» Theo war erfreut, dass sie so schnell von seiner Idee überzeugt war. Ganz aufgeregt fragte er: «Könntest Du mir ein paar Eier besorgen?» Greta legte den Kopf schief. «Das ist nicht ganz einfach, denn die Bäuerin sammelt immer alle Eier ein.» enttäuscht senkte Theo den Kopf. «Ach so..» Das Huhn konnte die Enttäuschung im Gesicht des Hasenjungen nicht ertragen. Seufzend meinte sie: «Gut, Theo, wenn Du jeden Morgen vor Dämmerung hier bei mir am Zaun bist, werde ich dir Eier geben können. Wann ist denn dieses Ostern und wie viele Eier brauchst Du?» «Ostern ist in fünf Tagen und ich denke so zehn Eier wären toll.» hoffnungsvoll sah er das Huhn an. «Nun», Greta schaute zu den anderen Hühnern. «Sind wir alle denn zu deinem Ostern eingeladen?» «Ja, bestimmt!» Theo war überglücklich «alle können kommen, je mehr wir sind, umso schöner das Fest!» «Gut, wir sind dabei. Hohl dir die Eier immer vor der Morgendämmerung ab und versteck sie gut, die Bäuerin ist sehr schlau und findet immer alle Eier.» Der kleine Haase machte einen Luftsprung und verabschiedete sich überglücklich.
Das Essen darf nicht fehlen.
Schnell rannte er zu der Weide auf der die Kühe grasten. Sein Ziel waren aber nicht die zahlreichen Kühe, sondern der grosse Stier der sich in der Ecke in der Sonne sein Frühstück suchte. «Oskar! Oskar!» schrie er schon von weitem. Gemächlich hob das grosse Tier den Kopf und beobachtet das kleine Flauscheding das da auf ihn zu gerannt kam. Langsam ging er ihm entgegen. Oskar mochte flauschige Dinge und daher mochte er den kleinen Hasen ganz besonders.
«Oskar», schnaufte Theo ganz aufgeregt. «Oskar, ich brauche deine Hilfe!» erfreut schaute der grosse Stier auf das winzige Tier vor ihm. «Wie kann ich dir denn helfen?» «Ich feiere Ostern und ich brauche den Klee von deiner Weide.» entgegnete Theo schnell. Der grosse Stier machte ihn nun doch etwas Angst, er war so nah. «Du brauchst Klee?» verwundert blickte der Stier hinter sich auf den Fleck mit Kleeblättern in seiner Wiese. «Ja, wir feiern ein grosses Fest und dazu brauche ich auch feines Essen. Da dachte ich, ich könnte den Klee trocknen und ihn servieren.» etwas verwundert schaute der Stier ihn an. «Du magst Klee?» Wie konnte jemand dieses bittere Zeug freiwillig essen? «Ja, Oskar, alle Hasen lieben Klee!». «Gut, dann will ich ihn dir bringen.» Langsam trottete der Stier ein ums andere Mal zum Klee und brachte Maul um Maul, dem Hasen einen grossen Berg der gewünschten Mahlzeit. Theo war begeistert. Seine Familie und Freunde würden sich wundern.
Der Hasenjunge rannte hin und her und breitete den wunderbaren Klee in der Sonne aus, um ihn zu trocknen. Am Abend würde er ihn in einen Sack füllen und dann unter seinem Bett verstecken.
Überschwänglich bedankte er sich beim Stier und lud ihn, samt Herde, zu Ostern ein.
Die Vorbereitungen laufen.
In den nächsten Tagen sammelte der kleine Hasenjunge Ei um Ei und versteckte sie sorgfältig neben der Wäscheleine beim grossen Baum. Er achtete genau darauf, dass in der kleinen Grube nichts von den Eiern zu sehen war und sorgte dafür, dass die Eier vor Wind und Regen geschützt waren. Er hatte bei den Rehen noch ein paar Zweige aus dem Wald bestellt und diese würden sie am Ostermorgen zum Fest mitbringen. So würde er dann mit seiner Schwester Feli alles dekorieren und das Fest konnte beginnen.
Eine Sorge plagte den kleinen Kerl aber sehr. Seine Eier waren einfach nicht bunt. Er hatte Greta gebeten die Eier bunt zu machen aber sie hatte nur gelacht. «Eier sind weiss, Theo, das weiss doch jedes Kind». Theo seufzte, als er wieder einmal in seine Grube blickte. Es konnte doch kein Ostern sein, wenn die Eier nur weiss waren. Enttäuscht ging er davon. Wenige Augenblicke später kam die Bäuerin mit einem grossen Zuber voll mit Wäsche. Sie hängt die nasse Wäsche an die Leine und Theo staunte über die vielen Farben, die da an der Leine hingen. Rot und Blau und Gelb, alles war so wunderschön leuchtend. Die Bäuerin verschwand im Haus und liess die Wäsche hängen. Theo wandte sich ab und ging seiner Mutter zur Hand.
So kurz vor dem Erfolg.
Ein starker Wind kam auf und riss an der Wäsche. Immer stärker kamen die Böen und plötzlich riss das Wäscheseil. Die Kleider wehten von der Leine und landeten im Gras, direkt auf Theos Grube. Erschrocken lief der Haase zu seinem Versteck. Verzweifelt versuchte er die nassen Wäschestücke von seinen Eiern zu ziehen aber sie waren viel zu schwer. Er riss und riss aber er konnte nichts bewegen. Weinend lief er in den Stall und legte sich ins Bett. Sein schönes Osterfest. Ohne die Eier konnte er nicht feiern und Ostern war doch schon Morgen.
Traurig lief er am Abend nochmal zu seinen Eiern. Verwundert blieb er stehen. Die Eier waren wie durch ein Wunder unversehrt und sie waren bunt. Die Eier waren bunt! In allen Farben lagen die vormals weissen Eier in seiner Grube. Die Wäsche war so gefallen, dass sie auf die Eier abgefärbt hatte. Der kleine Haase jauchzte vor Freude. Seine Eier waren bunt!
Am nächsten Morgen schmückten Feli und Theo den Platz gleich neben dem kleinen Baum. Alle Tiere kamen. Die Rehe, die Hasen, die Hühner, der Stier und die Kühe. Voller Freude sangen und tanzten sie und feierten ihr erstes Osterfest. Die Mama kam zu Theo und schloss ihn in ihre Arme. «Das hast Du toll gemacht, kleiner Osterhase» meinte sie liebevoll. Ja, in seiner Welt war Theo ein richtiger Osterhase.
Ich wünsche Ihnen frohe Ostern und ein gutes Gelingen dabei, in Ihrem Umfeld genauso viel Freude zu bereiten, wie der kleine Hasenjunge in der Geschichte.