Zuhören

Zuhören ist eine Kunst. In den Medien liest man immer wieder davon, dass wir verlernen einander zuzuhören. Ist das wirklich so oder gibt es vielmehr einen Grund, wieso uns das Zuhören manchmal schwerfällt?

Kenne Sie die Geschichte vom kletternden Frosch?

Die Frösche feierten eines Abends an Ihrem Teich. Sie vergnügten sich wie sie es immer taten. Sie sprangen ins Wasser und sprangen aus dem Wasser, quakten und planschten. So ging es eine ganze Zeit, bis eine Gruppe von jungen Fröschen fand, dieses ewige rein und raus hüpfen sei langweilig. Sie wollten lieber etwas erleben und etwas Neues probieren.

Hinter dem Teich stand eine Steinmauer, die war etwas mehr als einen Meter hoch und bereits stark verwittert. Die jungen Frösche fanden, das sei genau die Herausforderung die sie gesucht hatten. Sie würden die Mauer hinaufklettern! Das hatte es bei den Fröschen noch nie gegeben und genauso schnell wie die jungen Frösche ihre Idee aussprachen, entgegneten die alten Frösche, das würde nie funktionieren. Die jungen Frösche liessen sich aber nicht beirren und machten sich daran, die Mauer zu erklimmen.

Die ersten Frösche platschen schon nach wenigen Zentimetern in den Teich zurück. Die Alten riefen ihnen zu: «sehrt ihr, wir sagen es ja! Frösche können nicht klettern!». Frosch um Frosch kletterte weiter und doch hörten die Stimmen der Alten nicht auf. «Lasst den Quatsch, ein Frosch ist nicht zum klettern gemacht.» «Ihr tut euch nur weh, lasst es bleiben». So sprachen die alten Frösche und ärgerten sich über die Jugend und deren Dummheit. Je länger es dauerte umso mehr junge Frösche vielen in den Teich. Frosch um Frosch platschten sie ins Wasser und gaben sich geschlagen. Die alten Frösche fühlten sich bestätigt und nickten zufrieden.

Ganz am Ende war noch ein Frosch übrig. Er kletterte unbeirrt die Mauer hinauf, Stück für Stück gewann er an Höhe. Alle Anderen Frösche hatten schon längst aufgegeben, als er das Ende der Mauer erreichte. Er schwang sich über den Rand und blickte auf seine Froschkollegen hinunter.

Die jungen Frösche jubelten und die alten quakten. So etwas! Wie konnte der junge Frosch denn das schaffen? Frösche können nicht klettern! Langsam und vorsichtig kletterte der junge Frosch wieder zurück zu seiner Gruppe und empfing stolz die Glückwünsche der anderen. Sogar die alten liessen es sich nicht nehmen seine Leistung zu anerkennen. Dabei bemerkten sie, dass der Frosch der ganz an der Spitze der Mauer gewesen war, nicht hören konnte.

Somit hatte er auch nicht mitbekommen, dass Frösche nicht klettern können und nicht gehört, wie die alten Frösche das immer und immer wieder bekräftigten.

Was will uns die Geschichte sagen?

Vielleicht will sie uns dran erinnern, dass es manchmal wichtiger ist, sich selber zuzuhören als den Anderen. Womöglich möchte sie aber auch sagen, dass wir, wenn es um uns und unsere Ziele geht, viel öfter denen zuhören die uns abhalten und entmutigen als jenen die uns unterstützen.

Was macht zuhören so wertvoll?

Zuhören ist uns nicht einfach so gegeben. Wir können zwar hören aber mit dem Zuhören selbst hat das wenig zu tun. Wenn wir zuhören, müssen wir uns selber zurücknehmen und uns auf den anderen konzentrieren. Wir stellen unsere eigene Welt, unsere eigenen Erwartungen zurück und lassen das Gegenüber erzählen. Zuhören ist nicht passiv, richtiges zuhören ist anstrengend, emotional fordernd und anspruchsvoll. Wenn jemand wirklich zuhört, ist das sehr entlastend und stärkend für den Erzähler. Wenn wir einer Person zuhören, treten wir in ihre Welt ein und werden zu einem Teil davon. Wir lassen uns auf diese Person ein und entdecken wie sie die Dinge erlebt und was sie bewegt.

Wann sollten wir zuhören und wann weghören?Gedankenkarusell

Ich glaube wir haben die Tendenz bei den Dingen zuzuhören, die wir für uns als wahr erachten oder die für uns gänzlich neu sind.

Wenn wir davon überzeugt sind, dass wir nicht gut kochen, dann fällt es uns schwer Komplimente zu unseren Kochkünsten wirklich anzunehmen. Wir hören dann nicht zu, wenn wir das Gefühl haben, was erzählt wird, ist nicht unsere Wahrheit.

Wir hören dann, wenn Dinge gesagt werden die unserer Vorstellung entsprechen, die uns bestätigen. Genauso fällt es uns dann leicht zuzuhören, wenn wir etwas das erste Mal hören und neugierig sind.

Hören Sie hin, auch wenn Sie die Geschichte schon zu kennen glauben.

Wenn wir also als kleiner Frosch wieder und wieder hören: Frösche können nicht klettern, wird das zur Wahrheit und mit der Zeit hören wir gar nicht mehr zu, wenn jemand etwas anderes sagt. Es spielt dann auch keine Rolle mehr wieso es nicht geht, wir hören, es geht nicht und fühlen uns in unserer Überzeugung bestätigt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Dinge hören, die Sie nicht über sich wissen. Dass Sie den Menschen zuhören, die etwas erzählen, dass Sie bisher nicht gehört haben. Hören Sie bewusst hin und vergleichen Sie was Sie hören und was wirklich gesagt wird.

Wenn Sie jemanden brauchen der Ihnen zuhört, buchen Sie eine Beratung.