Von der Krise in die Krise

oder: Die Welt hält zusammen und zerbricht an Emotionen.

Gefühlt gibt es im Moment nur ein Gedankenmuster – wie soll man denn auch angesichts der weltweiten Lage positiver Stimmung sein? Jedes Lachen, jedes Gefühl der Freude bleibt im Halse stecken angesichts der Dinge die da in Europa passieren. Die Betroffenheit ist Gross und auch die Angst vor einer weiteren Eskalation. Wie behält man in dieser Lage eine positive Grundhaltung oder auch nur sein Gefühlsleben im Gleichgewicht?

Vom Überleben im Krisenmodus

Wenn alles im Leben unter einem negativen Stern steht, fällt es schwer positiv zu denken. Wenn die ganze Welt von Krise zu Krise schlittert, ist die eigene Stabilität gefährdet. Es scheint als sei die Welt am Abgrund. Nach Klimawandel, zwei Jahren Ausnahmezustand durch Corona nun auch noch Krieg in Europa. Woran kann man sich orientieren, woran sich festhalten um dem Sturm der Negativität nicht nachzugeben.

Krise ohne Ausweg

Gedankenkarussell

Selbst wenn man bemerkt, dass einem die dauernde Berichterstattung nicht guttut und man sich daher etwas davon fernhält, begegnet einem die Krise auf Schritt und Tritt. Auch wenn der Fernseher, die Radionews und die sozialen Medien gemieden werden, läuten die Glocken einheitlich zum Gedenken an die Situation die da in der Ukraine passiert.

Die Aufforderung: gedenken Sie, spenden Sie, seien Sie solidarisch, werden Sie aktiv, ist ein einziger Kanon und hallt in unseren Köpfen dauerhaft. Angesichts der globalen Betroffenheit, scheint Freude ein einziges Tabu.

Von der Weltweiten Krise zur eigenen Krise

Leider bewirken die dauerhafte Betroffenheit und die ständigen Appelle an Solidarität nicht was sie gerne erreichen würden. Im ersten Moment fühlt man sich nicht alleine mit der Ohnmacht, Hilfsbereitschaft wird geweckt und die Menschen spenden. Aber bald schon wird das anhaltende Mahnen zum Druckmittel. Es drück auf die Seele auf das Gemüt und lässt die Ängste wachsen. Viele Menschen geraten dadurch in einen undurchdringlichen Strudel von schlimmen Bildern, Befürchtungen und Warnungen. Es scheint keinen Ausweg zu geben. Der einzelne verliert und verfängt sich in seiner negativen Gedankenwelt. Die Abwärtsspirale ist kaum aufzuhalten.

Die Dauerbeschallung kann leicht in Negativität umschlagen und uns Müde und Aggressiv machen, dass sollten wir verhindern, in dem wir uns auch Pausen vom Krisenmodus gönnen.

Freude trotz Krise

Jede Regung von Glück und Freude wird mit einem schlechten Gewissen zur faden Empfindung. Mit welchem Recht bin ich Glücklich, – wie kann ich angesichts der Lage fröhlich sein?

Aber auch in der Krise ist es richtig Freude zu haben. Wir können nicht nur traurig sein. Es ist richtig, Glück zu empfinden und seine Energie durch ein lautes Lachen aufzutanken. Sie dürfen Freude am schönen Wetter haben, mit der Melodie im Radio mitsummen und sich auch ganz auf sich konzentrieren.

Erst wenn Sie im Gleichgewicht sind, erst wenn Sie stabil sind, können Sie all der Negativität standhalten. Gönnen Sie sich die Auszeit, gönnen Sie sich die Glücksmomente. Denn wir werden die Kraft des einzelnen noch lange brauchen.

Achten Sie darauf, dass Sie für sich das Gleichgewicht finden. Gerade wenn Sie bemerken, dass Sie die Berichte als Belastung wahrnehmen.

Wie kann das gelingen?

Frage

  • Setzen Sie Grenzen gegen die Nachrichtenflut. Einmal im Tag die Nachrichten zu konsumieren reicht völlig aus, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Damit sind Sie nicht weniger empathisch als andere aber Sie behalten sich einen gesunden Abstand.
  • Lenken Sie sich ab, gönnen Sie sich bewusst Dinge, die Ihnen Freude bereiten. Treffen Sie andere Menschen, reden Sie über andere Themen und geniessen Sie die Natur, das Wetter, Musik oder Erlebnisse. Ein Tag Pause ist keine Ignoranz, sondern ermöglicht Stabilität in einer Krise.
  • Freuen Sie sich ohne schlechtes Gewissen. Auch wenn es anderen Menschen schlecht geht, dürfen wir unsere Freude voll geniessen. Damit holen Sie sich das nötige Gleichgewicht in den Alltag, die Kraft um auch längere Zeit mitfühlend zu bleiben.
  • Lassen Sie los. Wenn Sie die ständige Konfrontation nicht aushalten, sprechen Sie es offen an. Bitten Sie Ihr Umfeld, das Thema zu wechseln. Achten Sie auf Ihre Stabilität indem Sie sich aktiv abgrenzen. Es ist ok, wenn Sie nicht dauernd daran erinnert werden möchten. Wenn Sie Ihre Zeit mit Freunden geniessen möchten und Ihre Freizeit für Dinge verwenden die Ihnen Freude bereiten.
  • Spenden ist keine Pflicht. Besonders wenn es eng ist in der eigenen Kasse, gerät man durch die dauernden Spendenaufrufe unter Druck. Spenden ist toll aber es soll nicht zur Verpflichtung werden. Es ist genauso eine schöne Geste wenn Sie anderen Menschen offen begegnen, Sie Andere unterstützen und so Ihren kleinen Beitrag zum freundlichen Auskommen untereinander beitragen.  Das müssen keine Flüchtlinge sein, denn auch die Nachbarin oder der Postbote freuen sich über ein Lächeln oder eine nette Geste.
  • Werden Sie aktiv. Wenn Sie es nicht ertragen einfach nur auszuhalten, zuzuschauen, dann werden Sie aktiv. Informieren Sie sich bei der Gemeinde, der Kirche oder anderen Organisationen was Sie tun können. Das mindert die Hilflosigkeit und Sie treffen Menschen, mit denen Sie gemeinsam durch die Aktivität Unterstützung erfahren. Achten Sie dabei aber auf Ihre Grenzen. Helfen ist super, wenn Sie sich damit aber überfordern, ist keinem geholfen.

Schön, dass Sie helfen

Freude - Lachen

Ein grosses Danke an alle die Helfer, an alle die Retter und Spender. Aber auch ein grosses Danke an alle die, die für Ablenkung sorgen, an alle die die zeigen, dass das Leben trotz den schlimmen Dingen weitegeht. Die, die im Kleinen für Stabilität in der Gesellschaft sorgen. Die die uns zum Lachen bringen, die die uns zum Summen bringen und die die uns für einen Moment vergessen lassen. Nur um dann mit viel Mut und Zuversicht weitermachen, weiterleben und weiter helfen zu können.  Denn Pausen sind nötig, sie sind lebensnotwendig. Wir brauchen Tankstellen um den Mut nicht zu verlieren und uns selber zu stabilisieren.

Ich wünsche Ihnen in diesen Tagen eine Energiequelle die nicht versiegt, die Sie geniessen können ohne schlechtes Gewissen und die Ihnen ermöglicht weiterzumachen. Sarah Müller