Wir alle kennen Sie, die Nächte in denen wir wach liegen und uns von einer Seite auf die andere wälzen. Wir wissen, wir sollten schlafen, aber es gelingt uns einfach nicht. Vielleicht lässt uns die Hitze keine Ruhe finden, oder es ist der Sturm, der über das Dach fegt, womöglich dreht aber einfach auch das Gedankenkarussell unermüdlich seine Runden. Egal was es ist, dass uns den Schlaf raubt, die Nacht wird zur Qual. So unangenehm diese einzelnen Nächte für uns sind, sie sind nichts im Vergleich dazu, wenn man über Wochen oder Monate keinen richtigen Schlaf findet. Nicht umsonst ist Schlafentzug eine anerkannte Foltermethode. Jede Nacht ohne Schlaf bedeutet einen Tag voller Müdigkeit, Energiemangel und Anspannung. Kein Wunder wird man über die Zeit aggressiv und unausgeglichen. Viele Menschen mit Schlafproblemen leiden oft im Stillen, denn das Ausmass des Leidens ist der Umwelt nicht klar.
Schlafprobleme betreffen viele
Die Studie des Bundes zu Schlafstörungen in der Bevölkerung (Studie zu Schlafproblemen in der Schweiz) zeigt auf, wie verbreitet die Schlafprobleme in der Schweiz sind. Nach dieser Studie leidet ein Viertel der Schweizer Bevölkerung unter Schlafstörungen. Nur fünf Prozent der Bevölkerung geben an, dass sie nie unter Schlafstörungen leiden.
Du musst nur..
Offenbart man sich dem Freundeskreis wird man zugeschüttet mit Vorschlägen was hilft oder helfen soll. Schnell sind die Schlafprobleme damit gelöst und das Thema ist für die Freunde gegessen. Der Schlaflose leidet weiterhin, denn all die Tipps und Tricks des Umfeldes hat er für sich bereits in endlosen Nächten ausprobiert und ist jedes Mal damit gescheitert. Das Netz ist voll mit Ratschlägen, mit Hilfen und ultimativen Garantien. Aber wie immer, wenn ein Problem da ist, ist eine Lösung, die für Karl funktioniert, für Lisa nicht automatisch hilfreich.
Die Furcht vor dem Nichtschlaf
Je mehr man sich auf ein Thema fixiert umso leichter wächst es sich in ein Problem aus. Das ist fast mit allem so. Je mehr Sie sich vor dem Nichtschlafen fürchten umso stärker fokussieren Sie auf das Einschlafen, je mehr Sie auf das Einschlafen achten umso schwerer fällt es Ihnen.
Vielleicht kennen Sie diese Geschichte:
Das Geheimnis des langen Bartes
Ein Gelehrter, der wegen seines Wissens uns seines herrlich langen Bartes bekannt war, ging eines Abends durch die Gassen. In Gedanken versunken traf er auf eine Gruppe junger Leute. Der frechste von ihnen, trat vor ihn und sagte: „Grosser Meister, meine Kameraden und ich, wir haben eine Wette abgeschlossen. Sag uns doch, wo liegt dein langer Bart, wenn du nachts schläfst, liegt er auf der Bettdecke oder unter ihr?“ Der Gelehrte schaute verwundert auf und antwortete freundlich: „ich weiss es selbst nicht. Daran habe ich noch nie gedacht. Ich werde es erforschen und gebe dir Morgen um die gleiche Zeit eine Antwort“.
Als die Nacht hereingebrochen war und der Gelehrte sich zur Ruhe gelegt hatte, wollte kein Schlummer über ihn kommen. Mit gerunzelter Stirn dachte er nach, wo denn immer sein Bart gelegen hatte. Auf der Decke? Unter ihr? Sosehr er nachdachte, seine Erinnerung gab ihm keine Antwort. Schliesslich liess er es auf einen Versuch ankommen, legte seinen Bart auf die Decke und wollte schlafen. Innere Unruhe ergriff ihn, war denn dies wirklich die richtige Lage? Wenn sie es ist, warum war er dann nicht, wie immer, schon längst eingeschlafen? Mit dieser Überlegung strich er seinen Bart unter die Decke. Doch half ihm dies wenig. Der Schlaf war seinen Augen genauso entfernt wie zuvor. „So kann es auch nicht gewesen sein!“ Dachte der Gelehrte und er legte den Bart wieder auf die Decke. Auf diese Weise kämpfte er die ganze Nacht – den Bart auf der Decke, den Bart unter der Decke -, ohne dass auch nur ein Augenblick Schlaf ihm seine Frage beantwortet hätte. Am nächsten Abend gestand er dem jungen Mann. „Ich kann dir die Antwort nicht geben. Aber den Bart werde ich mir entfernen, dann ich möchte wieder in Ruhe schlafen.“
Nach einer Geschichte aus Nossrat Peeschkian (Der Kaufmann und der Papagei).
Was hilft denn dann beim Schlafen?
Womöglich hilft die Akzeptanz? Wenn wir Dinge akzeptieren und sie in unser Leben einbauen, nehmen wir den Druck und die Belastung etwas zurück. Feiern Sie kleine Erfolge. Sie haben heute drei Stunden am Stück geschlafen, obwohl Sie sonst nur zwei schaffen? Freuen Sie sich darüber. Je mehr wir unsere Gedanken in diese Richtung trainieren umso entspannter werden wir im Umgang mit unseren Herausforderungen. Die Freude über kleine Erfolge, wird zur Gewohnheit und wir arbeiten uns Schritt für Schritt aus der Anspannung.
Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Schlaf.
Sarah Müller