Sie werden sterben

Eines der Dinge die in unserem Leben sicher sind, ist die Gewissheit, dass es endet. – Sie werden sterben, wir alle werden sterben. Im Normalfall gelingt es uns dies aus unserem Alltag auszublenden. Der Tod tritt im Normalfall nur in unser Leben, wenn wir jemand Nahen verlieren oder durch eine Diagnose mit unserer Endlichkeit konfrontiert werden.

Abschied nehmen fällt schwer und braucht Zeit

Wenn Menschen eine nahestehende Person verlieren, nimmt der Tod eine zentrale Rolle ein. Er tritt grausam und unausweichlich auf den Plan. Der geliebte Mensch ist weg und nichts wird sich daran ändern. Die Zeit nach einem solchen Verlaust ist begleitet von Trauer, Wut und einem Gefühl der Einsamkeit. Der Tod begleitet das Leben plötzlich in allen Situationen. Immer scheint er im Hintergrund und nur einen Schritt weg.

Diese Trauerphase ist normal, sie dauert bei den einen länger und andere kommen schneller darüber hinweg. Wichtig ist, dass Sie sich die Zeit lassen, die Sie brauchen. Unternehmen Sie Dinge, die Sie ablenken, die Spass machen und suchen Sie den Austausch mit Ihrem Umfeld. So gelingt es den Meisten in absehbarer Zeit wieder in eine Normalität zurück zu finden.Essen_mit_Tod

Der Tod als Fixpunkt

Es gibt aber Menschen die sich den Tod als Fixpunkt in ihr Leben einbinden. Sie Leben in der Überzeugung, bald zu sterben. Markus ist so ein Mensch. Er hat als junger Mann seinen Vater verloren. Seit diesem Zeitpunkt hat er für sich festgehalten, dass auch er im Alter von 34 Jahren sterben wird. Wenn sein Vater nicht älter als 34 Jahre wurde, würde auch er dieses Alter nicht übertreffen.

Für Markus ist es egal, dass sein Vater an einem Unfall gestorben ist. Für ihn spielt keine Rolle, dass es keine Logik zu seiner Überzeugung gibt. Für Markus ist klar, in spätestens drei Jahren, er ist eben 31 Jahre alt geworden, wird er nicht mehr leben.

Der Tod bremst das Leben

Ich stelle Ihnen Markus vor, weil er bei mir Rat suchte. Seine Freundin hatte ihm angedroht ihn zu verlassen, wenn er nicht endlich Pläne für die gemeinsame Zukunft in Angriff nehmen würde. Markus erzählte, wie sehr ihn die Worte seiner Freundin unter Druck setzten. Er war sich immer sicher, dass seine Lebenszeit in spätestens drei Jahren endet. Für ihn war daran nichts bedrohliches, er sah es einfach als Gegeben an und lebte damit.

Wie weit Markus mit seiner Lebensplanung ging, erfuhr ich erst nach und nach. Nicht nur hatte er alle Angebote seines Arbeitgebers für eine weitere Ausbildung abgelehnt, sondern er hatte auch auf eine extra für ihn geschaffene Stelle verzichtet. Seine Überzeugung trieb ihn dazu, das Leben nur noch mit beschränkter Zukunft anzugehen. Er lehnte alles ab, was seinem momentanen Ideal der Lebensführung etwas entgegensetzte. Er lebte im Moment und die Zukunft spielte für ihn keine Rolle.

Spass_mit_Tod

Leben mit Vollbremsung

Im Moment zu leben ist an sich nichts Falsches, denn keiner von uns weiss wie lange er auf dieser Erde sein wird. Wie lange das Leben, so wie es jetzt ist, andauert. Da ist es richtig, zu geniessen wenn es gut läuft.

Aber bei Markus nahm das ganz andere Formen an. Er richtete alles auf seinen Tod aus. Seine Freundin sollte auf Kinder verzichten, denn Markus weiss ja, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. Eine Versicherung für das Alter lehnte er ab. Eine Laserbehandlung für die Augen – unnötig für zwei, drei Jahre. Eine Weiterbildung – wozu, den Abschluss erlebt er ja doch nicht mehr.

Die Freundin setzt Grenzen

Genau das war auch das Problem seiner Freundin. Sie war es leid, alles hinter Markus Phantasie anstellen zu müssen. Jede Planung und jeder Wunsch wurde in der Beziehung nur unter der beschränkten Lebenserwartung von Markus angeschaut. Damit war auch sie immer der Überlegung ausgesetzt, was ist, wenn Markus nicht mehr ist. Zu Anfang der Beziehung war das alles kein Problem, der vermutete Todeszeitpunkt lag weit in der Ferne und die Auswirkungen waren klein. Je näher der Tag jedoch rückte umso zentraler wurde das Thema und umso mehr belastete es die Beziehung. Markus war nicht in der Lage von diesem Fixpunkt Tod abzurücken.

Sterben verschieben wir auf später

Erst mit der Drohung von seiner Freundin begann Markus aufzuwachen. Er wollte seine Beziehung nicht aufs Spiel setzen. Wenn er ehrlich war, gefiel ihm der Gedanke länger zu leben als bis 34 zunehmend. Dennoch war die Überwindung die so lange gehegte Überzeugung loszulassen unglaublich gross. Nur der Druck seiner Freundin veranlasste Markus die Änderung in Angriff zu nehmen.

In kleinen Schritten lernte er über den 34tn Geburtstag hinauszudenken. Er entschloss sich seiner Partnerin einen Antrag zu machen, er plante mit ihr ein Kind. Er liess sich die Augen lasern und verabschiedete sich mehr und mehr von seinem fixen Gedanken, weil er für sich eine Zukunft mit der Freundin erleben wollte. Markus gelang der Ausstieg aus dieser Spirale, weil er den Tod wieder ignorieren lernte.

Den Tod im Alltag zu ignorieren ist gesund und weiter nichts Schlimmes, ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt, Ihr Leben in vollen Züge zu geniessen.

Wenn Sie das Thema Tod mehr beschäftigt als es sollte, vereinbaren Sie einen Termin.